MoS-SH

Moralischer Stress bei niedergelassenen Ärzten/-Innen in der Versorgung somatischer Erkrankungen in Schleswig-Holstein in der Covid-19-Pandemie (MoS-SH)​

Moralischer Stress (Englisch: „Moral distress“) bei Beschäftigten im Gesundheitswesen findet zunehmende Beachtung in der internationalen Forschung zur Ethik der Patientenversorgung. Eine US-amerikanische Untersuchung aus dem Jahr 2011 (1) zeigte beispielsweise, dass moralischer Stress in jeder Berufsgruppe, die an der Patientenversorgung beteiligt ist, vorkommt.

In der Tradition von Jameton (1984) wird moralischer Stress als eine Reaktion auf eine Situation verstanden, in der eine Handlung, obwohl sie als moralisch geboten erachtet wird, aufgrund von externen oder internen Einschränkungen der Handlungsmöglichkeiten, nicht erfolgt. (2) Nach Fourie (2015) bezeichnen Einschränkungen, wie z.B. Ressourcenknappheit nur einen möglichen Auslöser von moralischem Stress. (3)

Während es international eine große Anzahl an deskriptiven Studien zu moralischem Stress von Gesundheitspersonal im Krankenhaus gibt, sind kaum Studien aus dem ambulanten Sektor bekannt. Beschreibungen über Gesundheitspersonal in Deutschland sind insgesamt noch rar.

Nun hat die CoVid-19-Pandemie und die durch sie erfolgten Maßnahmen zur Einschränkung von Personenkontakten zu erheblichen Veränderungen in der Organisation der ambulanten Gesundheitsversorgung geführt, was mit vielfältigen Herausforderungen, z.B. vielerorts mit der Notwendigkeit der Priorisierung und Rationierung von Arztterminen und womöglich auch von indizierten medizinischer Maßnahmen einherging.

Andere Arbeiten, die den Umgang mit psychischen Belastungen bei Gesundheitsfachkräften in der CoVid-19-Pandemie beschreiben, vernachlässigen in der Regel moralischen Stress und dessen Verbindung zu einem professionellen Umgang mit berufsethischen Anforderungen (2).

Mit Hilfe eines neu entwickelten Fragebogen, der auch einige Items aus dem „Measure of Moral Distress – Healthcare Professionals“ (MMD-HP) (4) enthält, soll in dieser Studie deshalb retrospektiv das Auftreten und die Intensität von moralischem Stress in konkreten herausfordernden Situationen bei niedergelassenen Ärzten/innen in der Versorgung somatischer Erkrankungen in Schleswig-Holstein in dem Zeitraum zwischen Anfang April und Ende Juni 2020 genauer analysiert werden.

 

Studienleiterinnen:

  • Dr. med. Annette Rogge, Christian-Albrechts-Universität Kiel
  • Dr. med. Claudia Schmalz, UKSH, Kiel

Kooperationspartnerin:

  • Dr. rer. biol. hum., Dipl. Psych. Katja Kühlmeyer, LMU München Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin

Mitarbeiterinnen:

  • Ricarda Peters,
  • Alina Paur

Literatur:

  • Phyllis B. Whitehead, PhD, APRN, ACHPN et al.: Moral Distress Among Healthcare Professionals: Report of an Institution-Wide Survey; Journal of Nursing Scholarship, 2015; 47:2, 117–125.
  • Jameton, A. (1984): Nursing practice: The ethical issues. Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall.
  • Fourie, C (2017): Who is Experiencing What Kind of Moral Distress? Distinctions for Moving from a Narrow to a Broad Definition of Moral Distress. AMA Journal of Ethics, 19 (6), 578-584.
  • Elizabeth G. Epstein, Phyllis B. Whitehead, Chuleeporn Prompahakul, Leroy R. Tacker & Ann B. Hamric (2019): Enhancing Unterstanding of Moral Distress: The Measure of Moral Distress for Healthcare Professionals, AJOB Empirical Bioethics. DOI:10.1080/23294515.2019.1586008